ZUSAMMENFASSUNGEN

ÄSTHETISCHE DERMATOLOGIE

Die wissenschaftlichen Grundlagen zu Botulinumtoxin Typ A: Innovationen im Bereich Kosmetik, Gesundheit und Wohlbefinden

Vorgetragen von: Mark S. Nestor, MD, PhD, FAAD
Voluntary Professor, Department of Dermatology and Cutaneous Surgery,
Department of Surgery, Division of Plastic Surgery,
University of Miami Miller School of Medicine, Miami, FL, USA

  • Durch das Verständnis der wissenschaftlichen Grundlagen von Botulinumtoxin Typ A können Ärzte die verfügbaren Therapien vergleichen und den Behandlungserfolg für die Patienten maximieren.
  • Es ist wichtig, die zulassungsüberschreitenden Wirkungen („Off-Label Use“) von Botulinumtoxin Typ A zu berücksichtigen, da die klinischen Effekte die Stimmung, das psychische Wohlbefinden und zwischenmenschliche Beziehungen beeinflussen können.

Die Injektionen von Botulinumtoxin Typ A werden vorwiegend in ästhetischen Verfahren eingesetzt und dienen in der Regel zur Verbesserung des Aussehens des Gesichts des Patienten. Die zugelassenen Indikationen umfassen kosmetische Verfahren (Glabellafalten, Stirnfalten, Krähenfüße), Spastizität, Strabismus, Kopfschmerzen, Inkontinenz und Hyperhidrose. Zu zulassungsüberschreitenden Anwendungsgebieten zählen die kosmetische Anatomie, Depressionen, Akne und Rosazea, Schmerzen und Wohlbefinden.

Um den Behandlungserfolg für den Patienten zu optimieren, ist es entscheidend, die wissenschaftlichen Grundlagen zu verstehen. Wichtige Aspekte sind die medizinische Wirksamkeit, der Wirkungseintritt und die Dauer der Wirkung, die alle vom Toxin-Rezeptor-Verhältnis des Wirkstoffs abhängen. Zur Verbesserung der Ergebnisse kann vom Arzt auch die Dosierung und die Verteilung der Injektionsstellen individuell angepasst werden. Die Verbesserung des Aussehens des einzelnen Patienten kann das psychische Wohlbefinden und die zwischenmenschlichen Beziehungen im Bereich Partnerschaft, Sozialkontakte und Beruf signifikant beeinflussen.

  • Durch das Verständnis, wie die wissenschaftlichen Grundlagen den Behandlungserfolg beeinflussen, kann der Arzt die Ergebnisse für Patienten verbessern, die mit Botulinumtoxin Typ A behandelt werden.
  • Allen Behandlungen mit Botulinumtoxin Typ A liegt dieselbe wissenschaftliche Basis  zugrunde, was einen Vergleich zwischen den auf den Markt erhältlichen Optionen erleichtert.
  • Ärzte können die Dosierung und die Verteilung individuell anpassen, um maximalen Nutzen hinsichtlich Wirksamkeit und Dauer zu erreichen und gleichzeitig unerwünschte Wirkungen zu minimieren.
  • Das neu zugelassene Prabotulinumtoxin A bietet eine längere Wirkungsdauer, was einen zentralen Aspekt darstellt.
  • Behandlungen mit Botulinumtoxin Typ A können, je nachdem, welche Gesichtsmuskeln behandelt werden, Symptome von Depressionen bei Patienten lindern, die nicht auf Medikamente reagieren.
  • Die Wirkung der Behandlung auf die Stimmung stützt die Annahmen, dass Gesichtsmuskeln Stimmungen sowohl ausdrücken als auch regulieren und zwischenmenschliche Interaktionen beeinflussen.
  • Damit Ärzte den Behandlungserfolg für Patienten optimieren und die auf dem Markt erhältlichen Behandlungsmöglichkeiten vergleichen können, ist es entscheidend, die wissenschaftlichen Grundlagen zu Botulinumtoxin Typ A zu verstehen [1,2]. Erleichtert wird dies durch die Tatsache, dass alle Typ-A-Toxine identisch wirken.
  • Für den Patienten sind die wichtigsten Ergebnisse der Behandlung: Wirkungseintritt, Wirksamkeit und Dauer der Wirkung. Jeder dieser Ergebnisparameter hängt von dem Toxin-/Rezeptor-Verhältnis und dem mathematischen Rezeptor-Bindungs-Modell ab.
  • Für einen Vergleich der auf dem Markt erhältlichen Behandlungsoptionen ist die Berücksichtigung der molekularen Wirkstärke (molecular potency) entscheidend. Diese ist nicht proportional zu den Toxineinheiten des Herstellers und patientenspezifische Faktoren wie Alter, Genetik und Muskelmasse beeinflussen, neben der Technik des Arztes, die klinischen Wirkung.
  • Zum Vergleich von Onabotulinumtoxin A (ONA) und Abobotulinumtoxin A (ABO) kann der objektive Frontalis Activity Measurement Standard (FMS) [1] herangezogen werden.
  • Bei ABO konnte eine größere Wirkstärke bei gleichzeitig früherem Wirkungseintritt und einer längeren medianen Wirkungsdauer feststellt werden.
  • Die unerwünschten Ereignisse waren abhängig von der Technik des Arztes (Abbildung).
  • Zu den für Patienten wichtigen Behandlungsergebnissen zählt ein ausgewogenes Gleichgewicht in Bezug auf den Wunsch nach langanhaltenden Ergebnissen, ohne die Mimik zu stark einzuschränken.
  • Die molekulare Wirkstärke kann den Wirkungseintritt beschleunigen und die Dauer der Wirkung verlängern.
  • Bei Prabotulinumtoxin A handelt es sich um eine vor Kurzem zugelassene Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A mit höherer Wirkstärke als ONA.
  • Die Technik des Arztes, die eine vollständigere Rekonstitution ermöglicht, kann die Verteilung, Toxinausbreitung und Patientenergebnisse wie Wirkungseintritt, Wirksamkeit und Dauer der Wirkung verbessern. Dieses Konzept hat einen höheren Nutzen als das der Toxindiffusion.
  • Mikroinjektionen an einer größeren Anzahl an Injektionsstellen können die Toxinausbreitung und -verteilung und Patientenergebnisse wie Wirkungseintritt, Wirksamkeit und Dauer im Gegensatz zu weniger Injektionsstellen verbessern.
  • Mit Botulinumtoxin A kann ein Aussehen erreicht werden, das als attraktiver und nahbarer wahrgenommen wird und das Selbstwertgefühl steigert. In vielen Studien konnte ein positiver Zusammenhang zwischen körperlicher Attraktivität und Erfolg, Gesundheit und Wohlbefinden nachgewiesen werden [3,4]. Insbesondere Injektionen mit Botulinumtoxin A in die Glabella kann den ersten Eindruck verbessern [5].
  • Studien kommen außerdem zu dem Schluss, dass Behandlungen, die Stirnrunzeln verhindern, negative Stimmungen verringern können [6].
  • Die Behandlung mit ONA führt zu einer Reduzierung der Depressionssymptome und einer Verbesserung der Stimmung bei Teilnehmern, bei denen mit Medikamenten gegen Depressionssymptome keine Verbesserung erzielt werden konnte [7]. Dies stützt die Schlussfolgerung, dass Gesichtsmuskeln Stimmungen sowohl ausdrücken als auch regulieren können [7]. Aufgrund des Einflusses sozialer Mimikry sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient mit einer verminderten Fähigkeit, die Stirn zu runzeln, wiederum ein Stirnrunzeln als soziale Reaktion erhält. Er kann so ein positiveres soziales Klima schaffen.
  • Gesichtsausdrücke wie Stirnrunzeln können verringert werden. Es gibt jedoch mögliche unerwünschte Wirkungen, wie Krähenfüße oder eine Einschränkung des Lächelns.
  • So umfasst ein Duchenne-Lächeln die Kontraktion des Musculus orbicularis oculi und Musculus zygomaticus major, was durch eine Behandlung mit Botulinumtoxin A vermindert sein kann.
  • Das Duchenne-Lächeln wird im Vergleich zum Pan-Am-Lächeln, das sich nur auf den Musculus zygomaticus major beschränkt, mit einer aufgehellten Stimmung und einem stärkeren sozialen Wohlbefinden verbunden. Wird nur die Glabella behandelt, führt dies zu einer Verbesserung der Stimmung. Nimmt man jedoch die Krähenfüße hinzu, lassen sich diese Ergebnisse nicht erzielen. Durch diese Behandlung wird auch eine verminderte Fähigkeit beobachtet, Emotionen bei anderen zu lesen, was für ein empathisches Empfinden erforderlich ist [8].
  • Bei Frauen, die mit ONA wegen Glabellafalten und/oder Krähenfüßen behandelt wurden, sinkt die sexuelle Zufriedenheit [8].
  • Ein als positiv wahrgenommener Gesichtsausdruck ist für Sozialkontakte, Partnerschaft und berufliche Beziehungen entscheidend, wobei die Prinzipien der sozialen Mimikry weitere gesellschaftliche Auswirkungen haben [8].

Kernaussagen/klinische Perspektiven

  • Die Fortschritte in den Therapien mit Botulinumtoxin A können die Patientenergebnisse bei diesem weit verbreiteten kosmetisch-dermatologischen Verfahren verbessern.
  • Ärzte können anhand der wissenschaftlichen Grundlagen die verfügbaren Optionen vergleichen und die klinische Technik verbessern, um die Parameter Wirkungseintritt, Wirksamkeit und Dauer der Wirkung zu optimieren.
  • Die Patientenergebnisse, einschließlich der Auswirkungen auf die Stimmung und zwischenmenschliche Interaktionen, sollten bei der Auswahl von Glabellafalten, Krähenfüßen und anderen Injektionsstellen berücksichtigt werden.


REFERENCES

Presenter disclosure(s): The presenter has reported relationships with the following companies: Aclaris Therapeutics Inc. Actavis Aerolase Allergan, Inc. Almirall Bayer HealthCare Bioderma Biofrontera AG BirchBioMed Brickell Biotech, Inc. Castle Biosciences, Inc. Celgene Corporation Clarisonic Croma-Pharma GmbH Austria Demira DUSA Pharmaceuticals, Inc. Encore Dermatology, Inc. Essence Novel Evolus, Inc. Exeltis Ferndale Laboratories, Inc. Gage Development Company, LLC IntraDerm Pharmaceuticals ISDIN Johnson & Johnson Pharmaceutical Leo Pharma Inc. MC2 Therapeutics Sensus Healthcare Sinclair Pharma SiSaf, Ltd. Sonoma Pharmaceuticals Stratapharma Strathspey Crown Therapeutics Inc. ThermiAesthetics  Vanda Pharmaceuticals Inc.

Written by: Daniel Bennett, MPH

Reviewed by: Martina Lambertini, MD


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